Systematische Hilfe
Neben therapeutischen Schaukelsystemen für Kinder gibt es noch eine Vielzahl anderer Bewegungshilfen, die als Therapieausstattung im täglichen therapeutischen Prozess Hilfe leisten. Beispielsweise sprechen Hüpf- und Gymnastikbälle den Gleichgewichtssinn an und speziell entwickelte Bewegungstrainer, die in Verbindung mit dem Rollstuhl eine Fahrbewegung imitieren, helfen bei spastischer Lähmung oder Muskelverkürzungen.
Fremdkraftbetriebene Arm- und Beintrainer, Balancierscheiben und Rollbretter können ebenso Teil einer gut organisierten Therapieausstattung sein wie die Schaukelsysteme, die allerdings mehrere Funktionen in sich vereinen und deshalb in jeder Praxis für Ergotherapie gerne in den Einsatz kommen. Nicht immer werden die therapeutischen Bewegungshilfen nur für Kinder mit tiefgreifenden Defiziten eingesetzt. Immer öfter ist auch Therapiebedarf bei gesunden Entwicklungsverzögerungen zu beobachten und bei Kindern, die einfach mit ihrer Umgebung nicht harmonieren wollen.
Modell-Variationen
Anhand der therapeutischen Schaukel in der Ergotherapie soll exemplarisch gezeigt werden, wie das Konzept "Bewegungshilfe" realisiert werden kann. So gibt es nicht nur die eine therapeutische Schaukel, sondern eine ganze Reihe unterschiedlicher Schaukelsysteme, die in ihrer Anwendung auch verschiedene Körperbereiche und Wahrnehmungsebenen ansprechen. Die klassische Hängematte kommt zum Beispiel überwiegend bei Wahrnehmungsstörungen und Bewegungseinschränkungen zum Einsatz. Durch die freischwebende Matte, die in der Regel an der Decke eines Raumes befestigt wird, gerät das vestibuläre System in Aktion. Die Hängematte wird auch in der Krankengymnastik eingesetzt und als Lernhilfe bei Lese- und Rechtschreibschwäche. Aber nicht nur im wachen Zustand wirkt die Schaukel Wunder auf die kleinen Klienten. Schaukelnd schläft es sich besser und tiefer, das haben Wissenschaftler von der Universität Genf herausgefunden und die Schaukel wird auch zu zweit benutzt, der Therapeut und das Kind interagieren auf der Schaukel miteinander. Dafür bietet sich allerdings eine Schaukel mit fester Bodenplatte an, auf der auch der Therapeut sicher stehen kann. Eine Schaukel in stabiler Ausführung in Form eines Rechtecks gibt es auch als Plattformschaukel für mehrere Kinder.
Ein anderes System ist die Motorikrolle. Sie lässt sich darüber hinaus noch in mehrfacher Hinsicht nutzen. Das Kind kann sie besteigen, aber auch in ihr Inneres kriechen und versteckt schaukeln. Hier mutet die Therapieausstattung beinahe an wie ein Abenteuerspielplatz, was sogar manchmal beabsichtigt ist.
Die Ergotherapie benutzt in der Regel Indoor-Therapieschaukeln. Der Therapiebedarf im Internet kennt sie auch für den Außenbereich.
Zubehör und Details
Eine Therapieausstattung kann noch so komplett sein, wenn der Therapeut sie nicht im Sinne des Kindes zu nutzen weiß, hat die beste Ausrüstung keinen Sinn. Für den erfahrenen Heiler in der Ergotherapie jedoch ist die Therapiesitzung um so erfolgreicher, je besser die Bewegungshilfen auf den Patienten abgestimmt sind. Dafür eignen sich verschiedene zusätzliche Hilfsmittel. Ein Music Player, der für eine freundliche Atmosphäre sorgt oder Schaukelsysteme mit farbigen Begrenzungen, die von sehbehinderten Kindern besser wahrgenommen werden.
Einige Geräte bieten multifunktionale Anwendungen. So zum Beispiel die SI-Schaukel durch ihre Vier-Punkt-Aufhängung in Kombination mit Elastikbändern. Auf diese Weise wirkt die in der Ergotherapie beliebte Bewegungshilfe auch bei neurologischer Symptomatik erfolgreich. Natürlich wird der Therapiebedarf bestimmt von der Ausrichtung der Praxis. Bewegungshilfen gehören allerdings meistens zur Basis-Ausstattung. Sind doch Kinder große Bewegungskünstler und auch die, deren Motorik noch gestört ist, möchten nichts lieber, als mit den anderen zu springen und zu laufen.
Indikationen
Bewegungshilfen als fester Bestandteil der Therapieausstattung sind insofern eine gute Investition, als dass sie multifunktional einsetzbar sind. Sie sind verlässliche "Partner" nicht nur in der Ergotherapie, sondern auch in der Physiotherapie, im Kindergarten und zu Hause. Körperliche und psychische Erkrankungen können mit den erwähnten Bewegungshilfen sinnvoll begleitet werden. Bewegung wirkt sich positiv auf den gesamten Organismus des Kindes aus:
- das vestibuläre Organ wird stimuliert
- das Schlafverhalten wird positiv beeinflusst
- Kinder mit der Diagnose "Autismus" sprechen besonders gut auf Therapieschaukeln an
- Muskelkrämpfe können gelöst werden
- Ängste werden sichtbar und darum behandelbar
- das sensorische Erleben wird verbessert
- der Gleichgewichtssinn wird angesprochen
- neurologische Probleme können beeinflusst werden
- Wahrnehmungs- und Bewegungsstörungen geben manchmal das Geheimnis ihrer Ursache preis
- Kinder mit ADHS und Lernschwächen nutzen gerne die Schaukeln als sicheren Ort.
Fazit
Ob es sich um eine Praxis für Ergotherapie handelt oder um eine psychologische, therapeutische Bewegungshilfen müssen als Therapiebedarf bei der Einrichtung ganz oben stehen. Krankheitsbilder sind multifaktoriell beeinflusst, sodass auch die Therapie eines ganzheitlichen Konzeptes bedarf. Die Therapieausstattung bleibt nicht ohne Wirkung auf die Klienten. Wie einladend wirkt ein Raum, wenn in seiner Mitte eine bunte Schaukel hängt? Der Rollstuhlfahrer trifft auf einen Bewegungstrainer, der ihn animiert. Vor allem Kinder müssen gerne wiederkommen, wenn die Therapie Erfolg haben soll. Das gelingt durch Geräte, mit denen sich ein Kind wohlfühlt. Natürlich steht der Mensch im Vordergrund, aber die Hilfe zur Bewegung ist eine so tiefgreifende Erfahrung, dass sie ungeahnte positive Folgen hat.